Carbamidperoxid ist eine chemische Verbindung, die häufig in Mundhygieneformulierungen, insbesondere in Zahnweiß- und Antiseptikprodukten, vorkommt. Dieser Artikel beschreibt seine physikalisch-chemischen Eigenschaften, seinen Wirkmechanismus, sein Anwendungsspektrum in der Zahnmedizin und verwandten Bereichen sowie damit verbundene Sicherheitsbedenken und Kontraindikationen.
Chemische Zusammensetzung und Wirkmechanismus
Carbamidperoxid ist ein kristalliner, wasserlöslicher Feststoff, der zu etwa einem Drittel seines Gewichts aus Wasserstoffperoxid besteht, während der Rest aus Harnstoff besteht. Bei der Auflösung in wässrigen Medien dissoziiert die Verbindung und setzt freies Wasserstoffperoxid in einem Molverhältnis von 1:1 frei, wodurch eine kontrollierte und anhaltende oxidative Wirkung erzielt wird. Dieser Dissoziationsprozess sorgt für eine höhere chemische Stabilität und verbesserte Handhabungseigenschaften im Vergleich zu flüssigem Wasserstoffperoxid.
Die Synthese von Carbamidperoxid erfolgt durch Auflösen von Harnstoff in einer 30-prozentigen Wasserstoffperoxidlösung bei Temperaturen unter 60 °C. Beim Abkühlen fällt die Verbindung in Form kleiner kristalliner Plättchen aus. Im Gegensatz zu Wasserstoffperoxid, das seine oxidative Wirkung vorwiegend innerhalb der ersten Stunde nach der Anwendung entfaltet, zersetzt sich Carbamidperoxid allmählicher, wodurch sich sein therapeutisches Zeitfenster verlängert.
Eigenschaften und Reaktivität
Als Oxidationsmittel wird Carbamidperoxid häufig sowohl zur Desinfektion als auch zum Bleichen verwendet. Es liegt in der Regel als weißes Pulver oder als farblose kristalline Nadeln oder Plättchen vor. Bei Temperaturen über 82 °C kommt es zu einer erheblichen thermischen Zersetzung. Daher müssen für eine sichere Lagerung und Anwendung Temperaturen unter 60 °C eingehalten werden.
Bei Auflösung in Wasser zerfällt die Verbindung in ihre Bestandteile Wasserstoffperoxid und Harnstoff und entfaltet dabei sowohl antimikrobielle als auch keratolytische Wirkungen. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sie sich nicht nur für zahnmedizinische Anwendungen, sondern auch für breitere klinische und labortechnische Einsatzbereiche, die oxidative Stabilität und Wirksamkeit erfordern.
Klinische Anwendungen von Carbamidperoxid
Carbamidperoxid wird häufig in Mundpflegeprodukten wie Zahnpasten und Gelen zur Zahnaufhellung sowie in pharmazeutischen Präparaten gegen Zahnfleischentzündungen und Läsionen der Mundschleimhaut verwendet. Es findet auch Verwendung in otologischen Präparaten zur Emulgierung und Dispersion von Ohrenschmalz.
In der Augenheilkunde und Optometrie dient es als Desinfektionsmittel in Reinigungslösungen für Kontaktlinsen. Darüber hinaus ist es aufgrund seines stabilen Oxidationsprofils ein wertvolles Reagenz in Laborprotokollen, in denen Wasserstoffperoxid möglicherweise weniger gut kontrollierbar ist.
Sicherheitsprofil und Kontraindikationen
Obwohl Carbamidperoxid allgemein als sicher für die topische orale Anwendung anerkannt ist, ist seine Anwendung in bestimmten klinischen Fällen kontraindiziert:
- Aktive Parodontitis
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Dentinüberempfindlichkeit
- Unbehandelte Karies
- Defekte oder undichte Restaurationen
- Zahnfleischentzündung
- Unbehandelte Parodontitis
Übermäßige Konzentrationen oder eine längere Exposition gegenüber Carbamidperoxid können das Risiko von Nebenwirkungen bergen. Insbesondere hohe Konzentrationen (z. B. ≥ 30 %) können zu einer Verringerung des Proteingehalts im Zahnschmelz um bis zu 50 % führen, wodurch die Integrität des Zahnschmelzes beeinträchtigt und das Eindringen in Dentin und Pulpa erleichtert wird. Dies kann zu zytotoxischen Schäden an den Pulpa-Zellen und in extremen Fällen zu irreversibler Nekrose führen.
Daher ist es sowohl für Ärzte als auch für Patienten unerlässlich, sich der potenziellen Risiken bewusst zu sein, die mit der übermäßigen oder unsachgemäßen Verwendung von Carbamidperoxid-haltigen Produkten verbunden sind.